Im März 1943 folgte Jenny Iller mit ihrer Tochter Ruth einer Vorladung zur Gestapo. Für Ruth als „Mischling 1.Grades“ setzte sich der Bischof von Limburg ein und nach drei Monaten wurde sie entlassen. Ludwig Iller durfte seine Frau Jenny nicht im Gefängnis besuchen, nur über Kassiber wurde der Kontakt gehalten, die in den wöchentlichen Wäschepaketen versteckt die Gefangene erreichten. Iller wurde massiv von dem Gestapo-Beamten Heinrich Baab beschimpft und bedroht, dennoch erreichte er mit Hilfe des Gefängnisarztes Dr. Vorschütz und der Gefängnisaufseherin Liesel Wetzel eine Verlegung seiner Frau in die Krankenstube für Juden im Hermesweg 5/7. Eine gut dosierte Medikamentenvergiftung des Arztes lieferte die Begründung, sie aus den Gefängnismauern herauszuholen zu müssen. Aus der Krankenstube im Hermesweg flüchtete Jenny Iller dann nach wenigen Tagen. Ihr Mann hatte unterdessen ihr Untergrundleben ausreichend vorbereitet: mal waren es Tage, mal Monate, die sie bei hilfsbereiten Familien in Frankfurt verbrachte. Die Gefängnisaufseherin Liesel Wetzel gehörte dazu und weitere fünf Familien in Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und zuletzt in Rück bei Obernburg. Dort erlebte sie die Befreiung durch die Amerikaner.
Siehe: Petra Bonavita, Mit falschem Pass und Zyankali, Stuttgart 2009, S. 118/119 und in: Heike Drummer - Gegen den Strom - Hrsg.: Fritz Backhaus/Monica Kingreen, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum, Frankfurt/Main 2012, S. 50-52; siehe auch die Befreiung aus der Haft von Lili Scholz, in: Lili Hahn, „... bis alles in Scherben fällt“, Köln 1979